Wissenschaft trifft Küche. Verstand trifft Geschmack. In „ISS! Ernährungswissen mit Biss“ servieren
Ernährungswissenschaftler Achim Sam und Spitzenköchin Antonina Müller jeden Montag frisches Wissen rund ums Essen –
fundiert, unterhaltsam und garantiert frei von Geschmacksverstärkern und erhobenem Zeigefinger.
Zwischen Herd und Harvard bringen Antonina und Achim Licht ins Ernährungsdunkel – mit klaren Fakten, alltagstauglichen
Hacks und einer gesunden Portion Humor. Für alle, die nicht nur essen, sondern auch verstehen wollen, was auf den Teller
kommt.
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Pommes-Boykott lebenslänglich oder nie wieder Sahnetorte? Solche Vorsätze gehen nach hinten los. Denn je strenger wir uns etwas verbieten, desto größer wird die Lust darauf. Deshalb rate ich: Nachgeben und glücklich sein.
Geh weg. Hör auf. Das ist verboten. Mach Schluss. Sag nein. Puh! Noch mehr solche Killersätze, und die Lebenslust lässt nach. Wir möchten lieber belohnt als angemeckert werden und frei entscheiden dürfen, was wir tun. Wer schon mal versucht hat, sich etwas zu verbieten, kennt das allzu gut: Kaum sollen die Kekse aus dem Kopf, kriechen sie regelrecht hinein und machen sich immer breiter.
Hartgesottene Anti-Kilo-Kämpfer kleben sich sogar Verbots-Schilder ins Blickfeld: Nie wieder Schoki – Ohne Abendbrot ins Bett – Schluss mit Sahnetorte – Heute keine Kekse. Und was passiert? Beim Gedanken ans Schoko-Verbot erscheint die leckerste braune Rippe aller Zeiten im Tagtraum. Abends schiebt sich die Butterstulle vors geistige Auge. Beim Anblick des Anti-Kekse-Zettels tanzen die Zuckerguss-Kringel verführerisch aus ihrer Schachtel.
Das ist nicht nur ein subjektives Gefühl, sondern auch wissenschaftlich belegt: Forscher der englischen Universität Surrey haben herausgefunden, dass Kinder an Ostern mehr Schoko-Eier essen, wenn die Eltern diese verbieten oder rationieren. Wer im Rahmen der Studie selbstbestimmt futtern durfte, griff anfangs zwar etwas mehr ab, kam aber in der Oster-Gesamtbilanz auf weniger.
Ich rate sogar: Hockt euch fünf Schoko-Hasen hin und verpflichtet euch, die alle wegzuputzen. Die Lust schwindet spätestens, wenn ihr nach dem ersten Stück feststellt: „Ich darf ja noch vierdreiviertel Hasen, und ich mag gar nicht mehr.“
Ich habe mal im Seniorenheim einen Vortrag über gesundes Essen gehalten und den Leutchen da Cola verboten. Was passierte? Am gleichen Abend orderten die plötzlich Cola, obwohl sie sonst nie Interesse daran hatten.
Das ist ein bisschen so wie die Sache mit dem Sixpack-Calli. Wenn dir jemand sagt „Schließ die Augen, denk nicht an Reiner Calmund erschlankt mit Sixpack und beschreib mir, was du siehst“, kannst du gar nicht anders als zu gestehen: „Ich sehe gerade Calli schlank mit Sixpack.“ So ist es auch mit den Essens-Verboten. Wenn wir uns darauf konzentrieren, nicht an etwas zu denken, kommt es unweigerlich erst recht in den Kopf. Wer sich nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip an die Abnehm-Arbeit macht, geht kontraproduktiv vor.
Viel besser: Gönn dir hin und wieder, was du dir von Herzen wünschst. Nimm Rücksicht auf deine Gelüste. Denn dann wirst du die kleine Sehnsucht schneller los und kannst das Gesund-Essen zufrieden fortsetzen, als wäre nichts gewesen.